Sebastian Wigger, Studierender der Religionspädagogik im 5. Semester, berichtet:
48 Stunden Fahrt, zwei Bullis, 15.000 Teilnehmer, zehn Tage Lettland und 18 Studierende aus vier Semestern von der KatHO NRW aus Paderborn. Es ist nicht leicht unsere vielfältigen Eindrücke von dieser tollen Fahrt nach Lettland zum Taizé-Jugendtreffen 2016 in Riga mit all den Begegnungen und Erfahrungen in einen Bericht zu packen, aber wir wollen es dennoch versuchen.
Unser Abenteuer startete am 27.12. am Pauluskolleg in Paderborn. Mit 18 Studenten waren unsere beiden Bullis bis auf den letzten Platz besetzt und zusammen mit unserem Gepäck, aber auch Hilfsgütern für die Dominikanerinnen, traten wir unsere Reise an. Nach 1600 km über Polen und Litauen erreichten wir am 28.02. am frühen Nachmittag schließlich Riga. Unser erster Gang führte uns hier zur Registrierung und danach sofort ins Bett. Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten, besuchten wir gemeinsam das erste Abendgebet in der Halle Kipsala. Mit 5.000 weiteren Gläubigen aus ganz Europa aßen wir zuerst zu Abend, bevor wir mit ihnen gemeinsam sangen und beteten.
Die kommenden Tage hatten dann immer denselben Ablauf: Nach einem gemeinsamen Frühstück im Haus der Schwestern von Bethanien wurde ein erstes Morgenlob in der hauseigenen Kapelle gehalten. Im Anschluss trafen sich bunt gewürfelte Kleingruppen, die jeden Tag einen anderen Leitsatz von Frère Alois diskutierten und so über ihren Glauben oder aktuelle Entwicklungen in ihren Ländern ins Gespräch kamen. Danach ging es in Richtung Innenstadt, wo man sich warmen Tee abholen und dabei mit anderen Teilnehmern ins Gespräch kommen oder einfach ein wenig durch die Stadt bummeln konnte, bevor es zu einem der Mittagsgebete ging. Hier waren nicht nur die beiden großen Veranstaltungsorte Arena und Kipsala Anlauforte, sondern auch die Kirchen Rigas. Danach hatte man die Qual der Wahl, bei welchem der Workshops man teilnehmen wollte. Es gab Workshops zur Landesgeschichte, zur Geschichte von Frére Roger und Taizé oder auch die Gelegenheit über Spiritualität in verschiedenen Formen und seinen Glauben ins Gespräch zu kommen. Auch Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Themen standen auf der Tagesordnung. Abends fanden wir uns dann immer wieder zum gemeinsamen Abendessen und Gebet in Kipsala ein.
So gestalteten sich unsere Tage bis zum Sylvesterabend. An diesem Abend war das gemeinsame Abendgebet etwas kürzer, damit alle Teilnehmer die Möglichkeit hatten, in ihre Unterkünfte zurückzukehren. Dort wurde dann das Gebet für den Frieden gehalten, bis ins neue Jahr hinein. Natürlich schaute man sich danach noch das Feuerwerk über Riga an, bevor gemeinsam ein bunter Abend gestaltet wurde. Jede Nation hatte einen kurzen Showact vorbereitet und präsentierte so eine Spezialität seines Landes. Wir sangen das Lied „Guten Abend, gut‘ Nacht“ und die Hymne des Pauluskollegs. Nach anderen Gesangseinlagen und landestypischen Tänzen aus Polen, der Ukraine und anderen Ländern wurde das nächtliche Buffet eröffnet. Bei Nudelsalat, Leckereien aus Blätterteig und selbst gepresstem Apfelsaft kamen wir ins Gespräch und stärkten uns für kommende Tanzeinlagen. Erst spät in der Nacht verabschiedeten wir uns voneinander.
An Neujahr starteten wir zunächst mit einer heiligen Messe mit fünf Zelebranten aus ganz Europa und den gewohnten Taizé-Gesängen der vergangenen Tage. Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns dann endgültig von den anderen Teilnehmern – wir durften ja noch ein paar Tage bleiben. Nachmittags fuhren wir dann nach Jurmala für einen Strandspaziergang und einen Bummel durch die Stadt. Abends machten wir uns einen gemütlichen Abend in „unserem“ Exerzitienhaus. Der nächste Tag stand ganz im Sinne der Stadtgeschichte. Nach einer gemeinsamen Stadtführung, in der es ausführlich um die Geschichte, Land und Leute Lettlands ging, schlossen wir im Okkupationsmuseum die Tour ab. Den Abend beendeten wir beim gemeinsamen Essen im Folkklub Ala pagrabs, wo wir bei lettischer Musik in einem urigen Keller landestypische Speisen genießen konnten.
Am nächsten Tag nahmen wir Abschied von Riga und den Schwestern. Allerdings kamen wir nicht weit: In der Nähe von Jelgava besuchten wir Edgars auf seinem Hof. Auf Edgars Hof, der mitten in der lettischen Landschaft liegt, kann man bewusstes Leben neu erleben. Es geht an diesem Ort darum, sich der Ressourcen bewusst zu werden, die man zum Leben benötigt, um so einen kritischen Blick auf seinen eigenen Konsum zu werfen. So fanden wir uns bald nach unserer Ankunft mit Macheten und Kettensäge bewaffnet im Wald hinter Edgars Haus, wo ein Sturm eine große Eiche zu Fall gebracht hatte. Unsere Aufgabe bestand darin Feuerholz zu sammeln: Einmal für den hauseigenen Ofen, aber auch einen kleineren Haufen für unser eigenes Feuerchen. Dazu gab es kleine Äpfel und Balsam für die Seele, um die ohnehin schon gutgelaunte Truppe motiviert zu halten. Den Abend beschlossen wir mit einem gemeinsamen Essen sowie dem Singen von lettischen Liedern und Klassikern aus dem Paulusliederbuch. Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Deutschland. Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Berg der Kreuze in Litauen ging es durch die schneebedeckten Landschaften Osteuropas zurück nach Paderborn.
Unser Dank geht an das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, das Pauluskolleg, den Verein der Freunde und Förderer des Pauluskollegs e.V. und die Bank für Kirche und Caritas, die diese Fahrt finanziell möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank geht an die Dominikanerinnen von Bethanien und Edgars mit seiner Gemeinschaft Dimzēni, die uns mit offenen Armen empfangen haben und uns wunderbare Gastgeber waren!
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